Eine Toniebox fürs LARP nutzen? Wie wo was?
Ich beginne mal von vorn. Unser 30-jähriges LARP-Jubiläums-Con Helicon 64 stand dieses Jahr (2025) an. Bei den Planungen war schnell klar, dass wir den Bösewicht Aroben, der seit eben jenen dreißig Jahren immer wieder eine wichtige Rolle innehatte, auftauchen lassen. Aroben strebt schon seit der Erfindung der Figur nach Macht, aber auch nach ewigem Leben.
Seit 2014 wird der Charakter richtig bespielt, davor war er nur in Erzählungen und der Hintergrundgeschichte einiger Baronien unseres fiktiven Königreichs aufgetaucht.
Verkörpert wurde Aroben wie auch einer seiner Nachfahren, Adveri, von einem sehr begabten und redegewandten Freund. Inzwischen hat dieser Freund zwei Söhne. Der ältere von beiden hat große Ähnlichkeit mit seinem Vater, so dass sich vor ein paar Jahren schon eine Idee in mir regte, dass Aroben sich auf magische Weise verjüngen könnte. Wenn die Spieler schließlich auf die Armee Arobens stieße, würde Adveri, gespielt vom Vater, sie anführen und Aroben als junger Mann, gespielt vom Sohn, im Hintergrund die Fäden ziehen. Sie würden Adveri töten und der wahre Aroben könnte entkommen. Wie im Film eben, die Fortsetzung wäre schon in Planung.
Die Aroben-Geschichte ruhte einige Zeit, denn es mussten ja beide Darsteller auch dabei sein. Erst dieses Jahr (2025) konnten wir die Idee mit Aroben und seinem Doppelgänger angehen.
Nun war aber auch 30-jähriges Jubiläum. Auf den Jubiläums-Treffen hatten wir bisher meist in Erinnerungen geschwelgt. Aber diesmal sollte ein richtiger Plot, eine spannende Geschichte mit Rätseln, Kämpfen und Aufgaben für die Spieler durchs Wochenende führen.
Und so entstand die Idee, Szenen aus vergangenen Cons noch einmal nachzuspielen – Erinnerungen der Spieler und der NSC. Es formte sich eine Geschichte, bei der Aroben mithilfe eines magischen Gegenstandes seine und die Erinnerungen anderer real werden ließ – und wo er einen alten Apparatus zur Verjüngung seines Lebens neu erschuf. Die Spieler erlebten die Erinnerungen als zusammenfassende Erzählung und abschließende Szene der jeweiligen Cons und hatten danach stets eine Aufgabe zu erfüllen. Aroben zehrte von Fehlern der Spieler und konnte sich so – von den Spielern unbemerkt – verjüngen.
Für die einführenden Texte in die Erinnerungs-Szenen hatte ich einen Freund mit einer Wahnsinns-Erzähler-Stimme gewinnen können. Um diese aufgenommenen Erzählungen schließlich auf dem LARP von NSC und Spielern abspielen zu können, beschloss ich, eine Toniebox umzubauen und eigene Tonies zu basteln, mit denen die Sprachdateien abgespielt werden konnten.
Die Toniebox wurde erst einmal nach einem Tutorial aus dem Netz so umgebaut, dass man problemlos die SD-Karte entnehmen und einstecken konnte, ohne die Box komplett auseinander nehmen zu müssen.
Ich bestellte einige kompatible NFC-Tags. Diese konnten mit einem Tool namens Teddybench mit Audiodateien verknüpft werden und auf der SD-Karte der Toniebox gespeichert werden. Wichtig war, dass die Toniebox ab da nicht mehr mit der Tonie-Cloud kommuniziert, denn sonst wären die Audiodateien der „Custom Tonies“ wieder gelöscht worden.
Nun musste alles noch ambientetauglich gemacht werden, so dass es in ein Mittelalter-Fantasy-Setting passt.
Die Toniebox fand Platz in dem Korpus einer alten defekten Mandoline. Auf die Mandoline platzierte ich eine Metallscheibe (von einer alten Nähmaschine), um später die Tonies mit Magneten draufstellen zu können. Da die Toniebox selbst nicht laut genug war, nutzte ich die Möglichkeit, über den Klinkenstecker einen externen Lautsprecher anzuschließen. Ein Freund hatte vier JBL-Boxen, die dann noch zusätzlich per Bluetooth gekoppelt werden konnten, um noch mehr Raum zu beschallen. Drumrum baute ich anschließend noch einen Stock, an dem Mandoline/Toniebox und JBL-Box befestigt wurden.
Für die NFC-Tag-Aufkleber bastelte ich anschließend die „Custom Tonies“ aus Holzscheiben. Diese schnitt ich aus einem dicken Ast, bohrte ein Loch für einen Magneten hinein und klebte ihn mit Heißkleber fest. Danach kam der NFC-Tag drauf und anschließend wurde noch ein dünnes Lederstück appliziert, damit die neue Technologie versteckt war. Auf die Holzscheiben setzte ich anschließend passende Gegenstände, damit sie die Erinnerungsszenen wiederspiegelten, z.B. Spielkarte, Rabenfeder, Labor, schwarzer Turm, Münze und so weiter.
Beim Testen stellte ich dann fest, dass die NFC-Tags nur gelesen werden konnten, wenn die Holzscheiben noch ein bis zwei Zentimeter weiter von der Toniebox entfernt waren. Also wurde kurzerhand eine weitere Holzscheibe, mit je einem Magneten auf jeder Seite, dazwischengepackt. Voilà, es funktionierte!
Im Einsatz auf dem LARP klappte es zu Beginn ganz gut. Leider ging irgendwann etwas am Klinkenstecker kaputt, so dass der Lautsprecher nicht mehr funktionierte. Da wir keinen Ersatz dabei hatten, musste dann das Smartphone mit Bluetooth als Backup herhalten – entsprechend musste dann immer die SL mit Smartphone beim magischen Stab anwesend sein, dass er funktionierte.
Trotzdem bin ich sehr happy über die Idee, die Umsetzung und den Ablauf der Geschichte. Apropos Geschichte – wir beschlossen kurzerhand während dem Spiel, dass nach dem Plot-Twist mit Adveri als falschem Aroben am Ende von den Spielern doch auch der verjüngte Aroben gestellt und gerichtet werden konnte. Nach 30 Jahren konnte man den Spielern diesen Triumph gönnen.